Die Zeit der Demagogen

Wenn ich mich so in der Welt umschaue, dann wird mir langsam ziemlich mulmig. In immer mehr Ländern breiten sich nationalistische Tendenzen aus. Das große Ganze zählt nicht mehr, sondern nur das, was direkt um einen herum ist – nur das eigene Land ist wichtig. Wo führt dieser Weg hin? Warum wollen immer mehr Menschen sich in ihrer kleinen Welt einschließen? Egal, ob wir nach Europa oder nach Amerika schauen, die Populisten scheinen auf dem Vormarsch zu sein.

Populisten gab es immer, aber nicht immer konnten sie sich durchsetzen. Warum geht das jetzt, egal ob in Polen, Ungarn, Türkei, USA oder anderswo? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, weil es erstens viele Gründe dafür gibt, und zweitens, weil diese Gründe sehr unterschiedlich und manchmal sehr länderspezifisch sind. Einige Sachen sind aber überall zu beobachten.

Seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten, kann man feststellen, dass die Einkommen in der Welt sehr ungleich verteilt werden. Ich meine nicht die Löhne oder Gehälter in den Mittelschichten. Nein, mir geht es um die Verteilung des ganz großen Geldes. Das Kapitalvermögen wächst sehr stark und schnell. Dazu kommt noch, dass die Besteuerung des Kapitalvermögens in fast allen Ländern viel niedriger ist, als die Besteuerung der Arbeit. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Menschen, die ihr Unterhalt mit eigener Arbeit verdienen, den Menschen gegenüber um einiges schlechter gestellt sind, die in der komfortablen Lage sind ihr Lebensunterhalt aus den Kapitalerträgen bestreiten zu können. Es ist mehr als logisch, dass dieser Zustand irgendwann dazu führt, dass die Menschen, denen es nicht so gut geht, anfangen sich zu fragen, warum es so ist. In den meisten Fällen ist es auch so, dass die schlechte soziale Lage dieser Menschen nicht zuletzt daran liegt, dass sie nicht gerade zu den sehr gut ausgebildeten Gruppen gehören. Diese Tatsache führt dazu, dass Demagogen und Populisten ein leichtes Spiel haben diesen Menschen ihre einfachen Wahrheiten zu verkaufen. Als Erstes werden die Schuldigen benannt. Das sind meistens Gruppen, die noch schlechter gestellt sind, z.B. Flüchtlinge – aber viele Leute glauben das leider. Warum glauben Sie das? Hierbei spielt nicht zuletzt die Bildung wieder eine Rolle. Ein verengter Horizont kann nur einfache Wahrheiten erfassen und verarbeiten. Ich weiß, das klingt hart, es ist aber leider sehr oft der Fall. Immer schlechtere politische und ökonomische Bildung, verbunden mit immer stärkeren Einkommensunterschieden, ist wie ein roter Teppich für Populisten. Die tauchen dann auf mit ihren einfachen Antworten auf komplizierten Fragen. Die Populisten kommen aber nicht um den Menschen zu helfen. Nein, sie wollen an die Macht. Populisten und Demagogen erzählen viel: was alles schlecht ist, wer schuld ist, was man alles ändern muss, und, und, und. Was sie aber nicht sagen – und das ist grundsätzlich so – ist das WIE man es besser machen könnte. Und warum tun sie das nicht? Weil sie keine Ahnung haben. Aber hauptsächlich, weil Sie ganz andere Ziele verfolgen. Ziele, die nichts mit der Verbesserung der Lebenslage der Menschen zu tun haben. Beispiele dafür in der Geschichte gibt es genug, aber sie scheinen für die meisten nicht wirklich interessant zu sein.

Man fragt sich, wie das in der heutigen, vernetzten Welt möglich ist – wir leben im Informationszeitalter. Heutzutage sind Informationen so leicht zu beschaffen. Ja, aber es ist ein Trugschluss zu denken, dass Informationen – als solches – was mit Wissen zu tun haben. Um Sachverhalte beurteilen zu können ist Wissen notwendig. Wissen allerdings ist eine Fähigkeit Informationen zu verbinden, zu filtern, zu bewerten, und nicht zuletzt zu überprüfen. Das wird leider immer seltener gemacht. Informationen können manipuliert werden, und werden auch manipuliert. In der digitalen Welt geht das auch verhältnismäßig einfach. Das ist eine Tatsache. Deswegen ist es heute wichtiger denn je, dass wir über Wissen und nicht nur über Informationen verfügen. Das würde den Populisten das Leben so richtig schwer machen.

Fortsetzung folgt…. vielleicht

Marzanna Die

0 Gedanken zu „Die Zeit der Demagogen

  1. Der These, daß die Ursachen des(Rechts-)Populismus in der Wirtschaft bzw. der steigenden Ungleichheit in der Einkommensverteilung oder Arbeitslosigkeit liegen, kann ich nicht so zustimmen. In manchen Ländern vielleicht ja, aber gerade in Polen stimmt es nicht: In der Zeit 2005-2013 ist der GINI-Koeffizient von 35,6 % auf auf 30,9 % gefallen. Die Arbeitslosenquote ist zwar seit der Finanzkrise gestiegen – aber von 7,1 auf 10,1, ist aber weit entfernt von den Jahren vor dem EU-Beitritt (ca 19%).
    Anderes Beispiel: der Aufstieg des Rechtspopulismus in Ländern wie Österreich, Schweden, Niederlande – obwohl es ihnen wirtschaftlich im europ. Vergleich sehr gut geht.
    Dagegen ist – erfreulicherweise! – kein Rechtspopulismus in Spanien oder Portugal zu sehen, nicht einmal in Griechenland, wo die „Goldenen Morgenröte“ bei 8-10% stagniert.

    Wenn „soziale Gerechtigkeit“ der Grund für den Zugewinn der Populisten sein soll, dann ist es eher eine „empfundene Ungerechtigkeit“. Was ja, leider, zu einem Wahlsieg oft reicht…

  2. So ganz stimmt das nicht Lukasz. Deine Zahlen sind richtig, aber man sollte auch bedenken, dass die Arbeitslosenquote und die andere Zahlen, die darauf hinweisen, dass alles gut und schön ist, die Realität ein Wenig verzerren. Es gibt leider immer mehr schlecht bezahlte Jobs, befristete Arbeitsverträge, die immer wieder nur verlängert werden ohne realen Chancen auf eine Entfristung. Weiter hinzu kommen die stagnierenden Arbeitseinkommen, obwohl der Wirtschaft sehr gut geht und, und, und…. da könnte ich noch einiges benennen. Das alles trägt sehr stark dazu bei, dass die Populisten an Zulauf gewinnen – leider.

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