Allein gegen die Welt

Eine Gesellschaft macht sich auf die Reise zu den Rändern der Europäischen Union

In den letzten Tagen habe ich ein interessantes Artikel gelesen “Nowoczesny patriotyzm” (Moderne Patriotismus) von Ula Ptak. Sie hat geschrieben: “Czy sądzicie, że ktoś w Europie będzie umierał za Warszawę? Dlaczego miałaby mieć poczucie przyzwoitości jak my nie jesteśmy ani mili, ani lojalni, ani silni ekonomicznie? W bieżącej polityce nic poza arogancją nie pokazujemy Europie. To jest pycha kogoś, kto żyje na kredyt. My cały czas wyciągamy rękę po pieniądze a wygląda na to że cierpliwość płatników się kończy. Wszyscy tę naszą pychę widzą, te aroganckie wypowiedzi, tę nerwowość nuworysza, tę nieumiejętność szukania poparcia, która kompromituje całą polską politykę zagraniczną od roku. Jak nie masz sojuszników, to giniesz.”  

Was wie folgt zu übersetzen wäre: Glaubt ihr wirklich, dass jemand in Europa für Warschau sterben wird? Warum soll man uns anständig behandeln, wenn wir nicht nett, nicht loyal, nicht ökonomisch stark sind? Unsere heutige Politik gegenüber Europa ist nur noch arrogant. Das ist der Größenwahn einer auf Kredit lebenden Gesellschaft. Die ganze Zeit strecken wir unsere Hand aus und wollen Geld haben, aber es sieht so aus, dass die Geduld der Geldgeber langsam zu Ende geht. Man sieht unsere Eitelkeit. Man hört unsere arroganten Aussagen. Man sieht unsere Anfängernervosität und unsere Unfähigkeit Verbündete zu suchen. Wir blamieren uns seit einem Jahr in der ganzen Welt. Wenn man keine Verbündete hat ist man verloren.”

Das sind sehr interessante Fragen, die die Autorin stellt. Zuweilen habe ich wirklich den Eindruck, dass Polen sich für den Nabel der Welt hält. Das ist so richtig nach dem Regierungswechsel zum Vorschein gekommen, aber mit Sicherheit nicht erst dann entstanden. Wenn ich diesem Gedanken folge, heißt das, dass die polnische Gesellschaft in dem letzten Vierteljahrhundert, sich mit Allem beschäftigt hat, nur nicht mit dem, was es bedeutet in einer freien Demokratie zu leben und diese zu erhalten. Man hat sich wohl gedacht, dass die Zugehörigkeit zu einer starken Gemeinschaft, wie die Europäische Union, dafür ausreicht, dass es nie wieder zu radikalen Umbrüchen kommen kann. Wie sich herausgestellt hat, war das ein Trugschluss. Das ist immer ein Trugschluss, wenn man meint, dass man sich um nichts kümmern muss, dass das schon “die Anderen” machen werden. Es war sehr bequem. Die Gelder aus der EU flossen und das sehr üppig. Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, die die EU uns gab, waren sehr gut und stabil. Die Rechtssicherheit war auch gegeben. Man konnte sich innerhalb der EU frei bewegen und entfalten, arbeiten oder studieren wo man wollte und für die Sicherheit des Landes garantierte die NATO. Was für ein schönes Leben. Man hat aber eine klitzekleine Tatsache übersehen: die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bedeutet nicht nur Nehmen sondern auch Geben. Man hat gerne alles genommen was zu kriegen war. Was machte aber die polnische Gesellschaft in dem Moment, wo die EU eine Gegenleistung eingefordert hat? Eine Gegenleistung in einer schwierigen Situation, wo Hunderttausende Flüchtlinge vor den Toren Europas standen und man sich diesem Problem stellen musste. Da hat Polen NEIN gesagt. Nein zu Menschen, die vor Bomben fliehen und nach Schutz suchen. Was ist das für eine Gesellschaft, die sich weigert notleidenden Menschen zu helfen? In diesem Fall hat, meiner Meinung nach, die Arroganz der Polen ihren Gipfel erreicht. Eine Nation, die z.B. in den 80er Jahren, in Massen Schutz im Ausland gesucht hat und den bekommen hat, verweigert jetzt anderen Menschen genau diesen Schutz. Wie überheblich muss man sein um sich so zu verhalten? Ja, das stimmt, dass mit den Flüchtlingen vereinzelt auch Menschen reinkommen, von denen eine Gefahr ausgeht – aber die Betonung liegt auf: vereinzelt! Oder will mir wirklich jemand weiß machen, dass alle Flüchtlinge Terroristen sind? Ich hoffe nicht.

Die Europäische Gemeinschaft hat uns so viele Möglichkeiten eröffnet und was machen wir? Wir ziehen uns zurück in unsere kleine Welt und suhlen uns in unserer Opferrolle. Baden in unserem Nationalstolz und halten uns – irrsinnige Weise – für eine große Nation. Bravo! Gut gemacht meine lieben Landsleute. Ich habe ein paar Tipps, wie ihr noch schneller schafft in den Abgrund zu laufen: verbrennt alle Bücher, gibt den Nationalisten noch mehr Freiraum, schränkt die Rechte der Frauen noch mehr ein. Nimmt bloß keine guten Ratschläge von Außen an. Verbarrikadiert euch in eurer Weltfremdheit. Verbannt aus der Gesellschaft die letzten Reste der Empathie und diese ganze Schnickschnack wie: Gemeinwohl, Medienfreiheit, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit, unabhängigkeit der Justiz, freie Meinungsäußerung, etc. Schließt weiterhin alle Kritiker aus, statt mit denen zu diskutieren. Lauft weiter irgendwelchen Leader hinterher, ohne ihr Tun zu hinterfragen. Sucht weiter nach einem Guru der eure staatsbürgerliche Aufgaben übernimmt – jeder Teil der Gesellschaft nach eigenem Fasson – die Einen in der linken Ecke, die Anderen in der rechten Ecke usw. Seid weiter apolitisch……. schlaft einfach weiter…. es wird schon irgendwie weitergehen. Ja, es wird weitergehen, die Frage ist nur WIE und WAS dabei rauskommt.

Die EU wird Polen aus der Gemeinschaft nicht rauswerfen, dafür gibt es in der Union keine rechtliche Grundlage, aber glaubt mir, es gibt jede Menge andere Möglichkeiten, wie man den Polen das Leben schwer machen kann und die Polit- und Wirtschaftsprofis aus anderen Ländern werden diese zu nutzen wissen… wenn nicht heute dann morgen… Diese Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen. Polen hat sich auf die Reise zu den Rändern der EU begeben, hat aber vergessen, dass Ränder als erstes abgeschnitten werden… und was dann? Allein gegen die Welt? Das ist noch nie gut ausgegangen.

Marzanna Die

Originaltext “Nowoczesny patriotyzm” von Ula Ptak veröffentlicht auf der Seite Kodgruppaberlin am 14.01.2017 Nowoczesny patriotyzm

Die Erlaubnis der Autorin des Artikels ihr Text zu Verlinken, daraus zu zitieren und das Zitat ins Deutsche zu übersetzen liegt vor.       

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