Fragen ohne Antworten

Es ist schon sehr interessant zu lesen, dass die Zustimmung zur EU in Polen über 80% beträgt und gleichzeitig wollen ca. 75% der Polen keine Flüchtlinge aufnehmen. Wie soll man das interpretieren? EU – ja, aber nur das was uns genehm ist? Nehmen – ja, geben – nein, danke? Wo bleibt die polnische Gastfreundlichkeit? Gibt es diese nur für ausgewählte Menschen? Nennt man so was nicht Rassismus? Wo bleiben die christlichen Grundsätze der Nächstenliebe, der Hilfe in Not? War da nicht so was Ähnliches wie „geben ist seliger, denn nehmen“? Solidarität ja, aber nur mit uns selbst? Wie würde die Wissenschaft solches Verhalten nennen? Narzissmus? Egozentrik? Egoismus? Schizophrenie? Ich habe keine Antworten auf diese Fragen – ich bin nur entsetzt.

Es ist auch nicht so, als das erst jetzt, unter der neuen Regierung entstanden wäre. Nein – es ist jetzt nur so richtig zum Vorschein gekommen. Solche Einstellungen entstehen nicht über die Nacht – jetzt werden diese nur offen ausgesprochen, weil das heute in Polen gesellschaftsfähig geworden ist.

Für mich ist es unverständlich, wie man im XXI Jahrhundert so nationalistisch sein kann und das mitten in Europa. Mir ist bewusst, dass das nicht rein polnisches Phänomen ist. Nationalistische Tendenzen sieht man in vielen anderen Ländern, aber in Polen – dem Land meiner Geburt und meiner Jugend – entsetzt mich das besonders.

Ganze Generationen Polen haben in anderen Ländern Schutz gesucht und gefunden – das ist noch nicht mal allzu lange her – und jetzt verweigert die Mehrheit der Polen diesen Schutz anderen Menschen. Wie überheblich muss man sein um sich so zu verhalten? Wofür halten sich meine Landsleute? Für ein auserwähltes Volk? Auserwählt zu was? Auserwählt warum? Was hat das polnische Volk so großartiges geleistet, dass es auserwählt sein sollte?

Fragen über Fragen… hat jemand Antworten?

Marzanna Die

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