Reise in eine andere Welt

In meinem Leben habe ich einige Reisen gemacht, aber es gab eine Reise, die ich als Reise meines Lebens bezeichne.

Vor dreißig Jahren bin ich in einen Zug gestiegen und es ging los. Das für sich ist nichts Ungewöhnliches – eine junge Frau setzt sich in einen Zug, fährt los und steigt irgendwo aus – das machen Millionen andere Menschen auch. Für mich war aber diese eine Reise vor dreißig Jahren etwas völlig anderes und noch nie da gewesenes.

Meine Reise begann in dem Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin. Die Welt in der ich damals lebte war eng, sehr streng, duldete keinen Widerspruch, alles war gleichförmig und das ganze Volk stand unter Beobachtung. Eine kritische Äußerung über die Regierung hatte das Potenzial das ganze Leben zu zerstören. Nur der Versuch sich einen Zugang zu unabhängiger Presse zu verschaffen, konnte verheerende Konsequenzen nach sich ziehen. Wahlen bestanden daraus, hinzugehen und seine Stimme, der einen einzigen Partei, die es gab zu geben. Die Möglichkeit zwischen verschiedenen Parteien zu wählen gab es schlicht und einfach nicht. Freie, demokratische Wahlen – das war nur ein Traum, den Viele nicht mal zu träumen wagten. Die Menschen konnten ihr Leben nicht so gestalten wie sie es wollten – arbeiten oder studieren wo sie wollten – das Land war Polen in der ich geboren und aufgewachsen bin.

Aus dem Zug ausgestiegen bin ich in Deutschland – einem Land im Herzen Europas, wo die europäischen Werte und Grundsätze gelten und gelebt werden. Von einem Tag auf den anderen dürfte ich frei aussprechen was ich denke, sich eigene Meinung bilden und äußern – ok am Anfang ein Wenig begrenzt, da meine Sprachkenntnisse nicht die heutigen waren, aber das war zweitrangig. Wichtig war, dass das überhaupt möglich war, ohne irgendwelche Konsequenzen befürchten zu müssen. Das war für mich komplett neu und richtig befreiend. Freiheit, Demokratie, uneingeschränkte Zugang zu freien Medien, Rechtsicherheit, breites politisches Spektrum. Kritisches Hinterfragen wurde auf einmal erwünscht, selbstständiges Denken gefördert – eine völlig andere Welt – die Welt der Europäischen Union.

Die EU ist aber kein Selbstläufer. Alles was einem wichtig ist und was man erhalten will, muss man auch pflegen. Wir wohnen in einem Haus Namen Europäische Union und wenn wir wollen, dass es erhalten bleibt müssen wir, die Bewohner dieses Hauses, uns darum kümmern, dass es in Schuss bleibt, renoviert und modernisiert wird. Wir müssen der Hausverwaltung sagen was und an welchen Stellen getan werden soll, oder selbst anpacken. Nur so werden wir uns weiterhin sicher-, geborgen- und wohlfühlen in unserem Heim. Die politischen Parteien sind die Hausverwaltung und wir der Auftraggeber.

Wir haben das Privileg frei wählen zu dürfen, dann sollen wir das auch tun. Für mich wählen zu gehen, bedeutet meine eigene Zukunft mitzugestalten und deswegen mache ich das auch sehr gerne.

Die Europäische Union ist viel mehr als ein Wirtschaftsraum oder Binnenmarkt – Europäische Union, mit ihren Grundsätzen und Werten, ist für mich ein Wert für sich. Ein Wert den es zu bewahren gilt. Wie oft wird die EU für alles verantwortlich gemacht, was in der Landespolitik verbock wird – leider viel zu oft. Damit spielt man den Populisten nur in die Hände. Deswegen bin ich froh darüber, dass es auch andere Stimmen gibt – Stimmen wie Pulse of Europe. Ein bedingungsloses JA für Europa – nicht unkritisch, nicht naiv, nicht überheblich aber FÜR EUROPA – positiv, zukunftsgerichtet, leidenschaftlich und menschennah.

Antoine de Saint-Exupery hat mal geschrieben : „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.“

Pulse of Europe lehrt uns die Sehnsucht nach Europa und genau deswegen ist diese Bewegung richtig und so wichtig.

Marzanna Die

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