Am 21. Juli, abends am Polnischen Konsulat in Köln, hat eine Kundgebung der Bürgerbewegung Pulse of Europe stattgefunden. Spontan und sehr kurzfristig haben sich ca. 200 Menschen zusammengefunden um Solidarität mit Polen zu manifestieren. Es ging darum den Menschen in Polen zu zeigen, dass sie nicht allein sind.
Zuerst haben wir uns nicht weit von der Botschaft der Republik Polen versammelt. Da das Konsulat sich auf einem Privatgelände befindet, konnte uns die Polizei nicht so ohne weiteres eine Genehmigung für den Platz direkt an der Botschaft erteilen. Bei angezündeten Kerzen haben wir die polnische und europäische Hymne gesungen und ein Moment innegehalten. Gespräche, die sich danach ergeben haben drehten sich um die heutige Situation in Polen und darüber, dass wir, als Zivilgesellschaft, nicht zulassen wollen, dass Populismus sich mitten in Europa verbreitet. Mir persönlich ist aufgefallen, dass zwei Aussagen sich wie ein rote Faden durch alle Wortmeldungen gezogen haben: die Erste war: Polen gehört zu Europa und die Zweite: die europäischen Grundwerte sind ein unverrückbarer Pfeiler freier Demokratien.
Wir waren mitten in Gesprächen vertieft, wo die Polizei uns mitgeteilt hat, dass wir jetzt doch noch direkt vor dem polnischen Konsulat unsere Kundgebung fortsetzen dürfen. Mit brennenden Kerzen in den Händen haben wir uns auf den Weg gemacht. Es waren vielleicht zwei oder dreihundert Meter, aber diese waren beeindruckend. Eine Kolonne von Leuten mit brennenden Kerzen, polnischen, deutschen, europäischen Flaggen und Ballons in den Händen bewegte sich durch die Dunkelheit zum Polnischen Konsulat um zu zeigen, dass die Menschen in Polen nicht vergessen sind, dass man sich um die junge polnische Demokratie sorgt und sich mit den seit Tagen in Polen demonstrierenden Menschen solidarisiert. Junge Leute, die sich zufällig auf dem Gelände befanden sprachen uns an und haben gefragt, warum wir da sind. Von uns kurz aufgeklärt worum es geht haben alle gesagt, dass wir weitermachen sollen, weil das was wir machen wichtig und richtig ist. Die Zustimmung und das Interesse dieser jungen Leute haben mir persönlich sehr gut getan.
Nach dem wir das Konsulat erreicht haben stimmten wir noch einmal die polnische und europäische Hymne ein. Die Menschen standen im Kerzenlicht – Deutsche, Polen, Europäer. Irgendwie ein magischer Moment.
Es gab auch Wortmeldungen von den Teilnehmern, darunter kritische Stimmen, bewegende oder sehr persönliche Beiträge, aber auch Forderungen. Forderungen an den polnischen Präsidenten: 3 x Veto.
Mich persönlich hat ein Beitrag sehr berührt:
„Wir sind hier nicht um zu belehren. Wir wollen unseren Nachbarn nicht erklären was sie zu tun oder zu lassen haben. Wir sind hier als Freunde. Freunde, die sich mit den Menschen in Polen solidarisieren, die heute wieder um die Rechte kämpfen, die bereits selbstverständlich schienen.“ [Gedächtnisprotokoll]
Eine Journalistin, die Aufnahmen gemacht hat, frug mich: „Sind die Vorstellungen über Europa in Polen, die gleichen, wie hier bei uns in Deutschland?“ Ich habe mit einer Gegenfrage geantwortet: „Sind meine Vorstellungen von Europa die gleichen wie Ihre?“ – lächelnd schaute Sie mich an und sagte, dass Sie das nicht weißt, um das herauszufinden müssten wir uns erstmal darüber unterhalten. „Genau das, wir müssten uns erstmal darüber unterhalten. Unterhalten darüber, welches Europa wir wollen. Wenn wir miteinander reden, werden wir sicherlich einen Konsens finden. Deswegen sollten wir auch miteinander reden und nicht sich abschotten und eine eigene geschlossene Welt um uns herum basteln. Wir sollen uns unterhalten, weil es um unsere Europa geht und wir diejenigen sind, die sie gestalten sollen. Diese Europa gründet aber auf unverrückbaren Werten wie Rechtsstaatlichkeit, unabhängige Gerichtsbarkeit, Menschenrechte und frei Medien und diese Werte stehen nicht zur Diskussion. Leider werden aber genau diese Grundpfeiler Europas zurzeit in Polen demontiert – damit bin ich nicht einverstanden.“ – antwortete ich.
Die Eindrücke des gestrigen Abends wirken immer noch nach und ich bin sehr froh darüber, dass es uns gelungen ist in so kurzer Zeit viele Menschen zu mobilisieren, die zum Teil von etwas weiter her gekommen sind, um ihre Solidarität mit den Leuten in Polen zu zeigen. Die Kundgebung in Köln bildete den Auftakt zu einer Reihe von Pulse of Europe Solidaritätskundgebungen. Am Wochenende finden weitere Veranstaltungen in Paris, Rom, Luxemburg, Frankfurt, Bremen, München und einigen anderen Städten statt.
Jede/r von uns ist angehalten etwas zu tun, bevor es zu spät ist.
Marzanna Die / Fotos H. Wiechec
Polnische Version des Artikels finden Sie auf DOK-Democracy is OK unter folgenden Link: Nie jesteście sami – Pulse for Poland
Polską wersję artkyulu znajdą państwo na DOK-Democracy is OK: Nie jesteście sami – Pulse for Poland