Gastbeitrag von Karl-Burkhard Haus
Inzwischen scheint im öffentlichen Bewusstsein angekommen zu sein, dass es eine Sache ist, gesund zu bleiben, eine andere Sache ist der private Kontostand. Künstlerinnen und Künstler, Kleingewerbe, Einzelhandel, Prostitution, Putz- und Haushaltshilfen, viele von diesen Menschen verdienen zurzeit keinen Cent, und die überwiegende Mehrheit dieses Personenkreises wird auch keine größeren Ersparnisse besitzen. Spaßvögel und Hygienepapier-Hersteller haben Hochkonjunktur, für andere Branchen gilt das nicht – Stornierungen, Ausfälle, Auftragslosigkeit, keine Umsätze. Eine Woche geht das nun schon – ich möchte nicht abwarten, bis wir in Deutschland Plünderungen und Unruhen erleben, wie wir sie sonst nur aus dem Fernsehapparat kennen. Die Gelbwesten in Frankreich haben es vorgemacht, hier soll nicht der Teufel an die Wand gemalt werden, vor allem geht es doch darum, dass die Bevölkerung nicht unverschuldet schlimmen Härten erleben soll …
Man muss nicht von Umverteilung oder dem bedingungslosen Grundeinkommen träumen, auch wenn das eigentlich eine gute Idee wäre. Besser wäre, es bei dieser Gelegenheit direkt einzuführen und als Sonderfall auszuprobieren. Für die aktuelle Situation, solange die Epidemie die Gesellschaft lähmt, ist es nämlich enorm wichtig und sehr dringend, dass die Teile der Bevölkerung, die jetzt über keinerlei Einkommen mehr verfügen, von einem schnellen „Geldsegen“ erreicht werden. Selbstverständlich gilt das nicht nur für unser Land, sondern in allen EU-Staaten, eigentlich weltweit. Als Helikoptergeld verunglimpft, wäre eine unbürokratische Nothilfe, die allen zugutekommt, die einfachste und direkteste Solidarität für die gesamte Bevölkerung – jede(r) für jede(n). Gleichzeitig ein riesiger Imagegewinn für die EU …
Ich möchte nicht erleben, dass die Streitkräfte eingesetzt werden müssen, um Lebensmittelgeschäfte zu schützen. Und wenn Menschen so lange in ihren Wohnungen sitzen, kommen sie schneller als sonst auf dumme Gedanken. Versetzen Sie sich bitte in die Lage einer Galeristin, eines freien Automechanikers, eines Jazzmusikers, (seit dem Wochenende auch) einer Friseurmeisterin oder Kosmetikerin: Von welchem Geld sollen diese Menschen einkaufen und ihre regelmäßigen Ausgaben bestreiten, wenn die Ersparnisse aufgebraucht sind, was passiert dann? Ja, es gibt schon Kurzarbeitergeld, das erhalten aber nur Angestellte, und das reicht auch hinten und vorne nicht. Mieterschutz ist auch eine gute Idee, doch schließlich gibt es noch andere Ausgaben und Kosten, wie etwa Energie, Wasser, Versicherungen …
Ein Notfallfonds, bei dem man Anträge stellen muss, ist viel zu umständlich und langwierig – das Geld werden viele Menschen schon jetzt brauchen. Meine Anregung wäre eine unterschiedslose Verteilung, so wie das Virus auch alle Menschen treffen kann, ob arm oder reich. Wer meint es sich leisten zu können, könnte die Zahlung ja zurückerstatten oder spenden …
Ich appelliere an das Verantwortungsbewusstsein, welches die Politik gerade so telegen vor sich herträgt. Wir benötigen sofort eine Absicherung für diejenigen Personen, die kein Einkommen mehr oder zu wenig generieren können, bitte, liebe Regierung, denken Sie noch heute gemeinsam mit der EU-Kommission über ein bedingungsloses Grundeinkommen nach, bevor es kracht!
Text: Karl-Burkhard Haus, Textredakteur aus Frankfurt am Main
Bilder: Karl-Burkhard Haus & pixabay
Erstveröffentlichung auf blueyellowtime