Freiheit

Vor über dreißig Jahren habe ich mich auf den Weg gemacht. Auf den Weg herauszufinden, ob es einen Flecken Erde gibt, wo ich frei atmen kann. Das hört sich etwas pathetisch an, hat aber mit Pathos nichts zu tun, sondern nur mit dem Drang einer jungen Frau frei leben zu dürfen. Was aber heißt „frei“? Frei bedeutet für mich noch lange nicht, dass ich alles machen kann was ich will – das wäre völlig falsch. Freiheit heißt für mich eigene Meinung haben und aussprechen zu dürfen ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Studieren und arbeiten zu können nur weil man es kann, will und dafür geeignet ist und nicht, weil man einer Partei angehört. Reisen zu dürfen wo und wann man selbst will. Wählen zu dürfen und eine echte Wahl zu haben. Sich politisch engagieren zu dürfen und nicht zu müssen, um ein normales Leben führen zu können. Ein faires Gerichtsverfahren zu bekommen, wenn man doch, aus welchem Grund auch immer vor einem Gericht stehen sollte. Als Bürgerin, auch gegen die Entscheidung der Politik vorgehen zu dürfen und zu können. Anders sein zu dürfen und nicht ausgeschlossen werden. Egal ob eine Frau oder ein Mann, gläubig oder Atheist, hetero- oder homosexuell, schwarz oder weiß, gesund oder krank, als vollwertige Mensch behandelt werden und gleiche Rechte, aber Pflichten zu haben – das ist Freiheit für mich.

Freiheit ist unbequem und anstrengend, weil sie Verantwortung voraussetzt. Sie setzt voraus, dass wir nicht nur uns selbst sehen, sondern auch die Anderen. Eigene Freiheit endet immer da, wo die Freiheit der Anderen beginnt – das darf man nie vergessen.

Offenheit und Freiheit gehören zusammen und für mich persönlich, bedingen die einander. Offenheit des Geistes und des Herzens. Nur wenn wir uns öffnen, können wir uns weiterentwickeln, Neues kennenlernen, unsere Zukunft gestalten, ohne die Vergangenheit zu vergessen. Nur wenn wir offen und frei sind können wir auch demokratisch denken und handeln. Was wir aber nie vergessen sollten: Demokratie, die nicht auf dem Fundament humanistischer Werte steht ist bedeutungslos – schlimmer noch, sie kann dann sogar gefährlich sein. Das hat uns die Geschichte gelehrt. Das sehen wir aber auch um uns herum – die polnische oder ungarische Regierungen sind demokratisch gewählt – die Entwicklung in diesen Staaten hat aber nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, was allgemein unter dem Begriff „demokratisch“ verstanden wird. Wir brauchen nicht mal über die Grenzen zu schauen, diese Entwicklungen gibt es auch hier. Populistische stimmen sind mittlerweile auch hier ziemlich laut – seit kurzem auch in deutschen Parlament… ja, Populisten können auch demokratisch gewählt werden. Populismus hat viele Facetten und Populisten spielen meisten sehr gekonnt und sehr oft auch sehr subtil mit den Stimmungen und Gefühlen der Menschen – leider viel zu oft auch erfolgreich. Sollten die aber einmal die Macht in den Händen halten, dann kommt die hässliche Fratze des Populismus zum Vorschein, das war schon immer so und wird sich in der Zukunft auch nicht ändern. Meistens ist dann aber nicht mehr viel, oder gar nichts zu machen… Wenn der Geist einmal aus der Flasche raus ist, dann ist es sehr schwierig den wieder einzufangen.

Ich habe die hässliche Fratze des Populismus und einer Diktatur gesehen und erlebt…. Es war eine Erfahrung auf die ich sehr gerne verzichtet hätte.

„Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit; das ist der Grund, warum die meisten Menschen sich vor ihr fürchten.“ [G. B. Shaw] Lasst uns mutig sein!

Text: Marzanna Die

Bild: Pixabay / Gellinger

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