Gedanken eines guten Freundes

Gastbeitrag von Ignaz Wróbel

Irgendwie beschleicht mich ein ungutes Gefühl, daß bald mehrere Länder aus dem Osten Europas die EU verlassen werden… Offensichtlich war es ein Fehler, die EU 2004 so schnell und so unbedacht zu erweitern – ohne zuvor in den EU-Verträgen automatische Mechanismen zu schaffen und fest zu etablieren, die bei andauerndem, bewußtem Rechtsbruch Länder gezielt disziplinieren würden: durch Stimmrechtsentzug, ggf. saftige Vertragsstrafen, oder gar Suspendierung der Mitgliedschaft.

Wer hätte das gedacht, daß gerade die Länder, die so lange unter der kommunistischen Knute zu leiden hatten, zum größten Problem der EU im 21. Jahrhundert werden? Aber deren Bürger sind offensichtlich völlig unreif, sie kapieren in ihrer überwiegenden Mehrheit weder die europäische Idee an sich, noch kapieren sie, daß man unterschriebene Verträge und die darin enthaltenen Grundwerte der EU nicht mit Füßen zu treten, sondern zu ehren und zu achten hat. Es ist eine besonders bittere Erkenntnis, stammt man doch selber aus einem dieser Länder…

Es geht aber offensichtlich nicht anders. Die Bürger der betroffenen Länder sitzen nach wie vor bequem auf ihren Sofas, und denken sich, wenn sie überhaupt irgendetwas denken, daß „schon alles irgendwie weitergehen wird“. Das ist ein folgenschwerer Irrtum. Anstatt millionenfach auf die Straßen zu gehen und lauthals zu protestieren, kuschen sie vor den autoritär regierenden Machthabern – zu einem Zeitpunkt, wo es noch nicht so schlimm war, wo sie das Ruder noch problemlos hätten herumreißen könnten… Sie haben offenbar immer noch nicht begriffen, daß ihr eigenes Nichtstun, ihr eigener Opportunismus, ihre Bequemlichkeit oder ihre Gleichgültigkeit bald ihre Länder der größten historischen Chance berauben werden, die ihre Länder seit mehreren Jahrhunderten hatten: der Chance, sich fest in der EU zu verankern, dauerhaft ein geachtetes und bedeutendes Teil der demokratischen Strukturen in Westeuropa zu werden, mitgestalten, mitregieren und Einfluß auf Europas Zukunft nehmen zu können…

Sie hatten die Chance, Teil des größten Projekts der europäischen Geschichte zu werden… Irgendetwas davon scheinen die Leute wohl nicht verstanden zu haben… Das finde ich außerordentlich traurig, und besonders schade…

Text und Foto: Ignaz Wróbel

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